Informations- und Diskussionsabend in der Stadtkirche. Astrid Sterzel und Karin Nagel laden ein

Wenn Menschen zu Ware werden

Im Rahmen der derzeit bundesweit begangenen Interkulturellen Wochen findet am 13. Oktober in der Schwenninger Stadtkirche ein Informations- und Diskussionsabend zum Thema »Ware Mensch – Überleben von Zwangsprostitution, Ausbeutung und Flucht« statt.

Refugio, das Psychosoziale Zentrum für traumatisierte Flüchtlinge, initiiert den Abend gemeinsam mit der Evangelischen Erwachsenenbildung Villingen und hat Referentinnen von »Frei-Ja«, der Freiburger Fachberatungsstelle für Opfer von Frauenhandel, und vom Fraueninformationszentrum Stuttgart gewonnen.

Froh sei man über die Stadtkirche als Veranstaltungsort, da sie die Einhaltung der Corona-Regeln gewährleiste. Dennoch ist eine Anmeldung nötig. Dass von Menschenhandel überwiegend Frauen betroffen sind, darüber sind sich die Veranstalterinnen Astrid Sterzel von Refugio und Karin Nagel von der Evangelischen Erwachsenenbildung einig. »Zu uns kommen Frauen, hauptsächlich aus westafrikanischen Ländern, die Schlimmes erlebt haben«, erzählt Sterzel. Von sogenannten »Madams« und sogar Geistlichen, werden sie in ihren Heimatländern angeworben für ein »besseres Leben in Europa«.

Um die Reisekosten zu bezahlen, müssen sie sich prostituieren, werden vergewaltigt und misshandelt. Gegenwehr leisten sie nach einem Voodoo-Ritual, das ihnen einen bösen Geist als »Aufpasser« eingibt, in der Regel nicht. Ohne die ihnen abgenommenen Papiere landen sie nur selten in Flüchtlingslagern. Viele leben illegal auf der Straße – oft mit Kindern aus Vergewaltigung und Prostitution. 2019 verabschiedete der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen eine Resolution, die Opfer von sexueller Gewalt zwar unter besonderen Schutz stellt, aber nur selten greift. In Baden-Württemberg gibt es nur eine entsprechende Aufnahmestelle, weiß Sterzel. Dass den Frauen geholfen wird, setze zudem voraus, dass sie ihre Geschichte auch erzählen. Oft, so die Erfahrung bei Refugio, öffnen sie sich aber erst nach vielen Therapiesitzungen. Die Veranstaltung, die sich auch mit den Schritten zu einer gelingenden Rehabilitation beschäftigt, richtet sich an ein Fachpublikum sowie an interessierte Bürger. Der Informations- und Diskussionsabend findet statt am Dienstag, 13. Oktober, 17 Uhr, in der Stadtkirche Schwenningen. Anmeldung unter 07721/84 51 71 oder eeb.villingen@kbz.ekiba.de.